10 Fragen an Florian Städtler – 20 Jahre Spielplan4
Name: Florian Städtler
So lange schon bei Spielplan4: 20 Jahre
Position: Gründer & Verbündeter
100% Spiel und Plan: 70% Spiel, 30% Plan
Meine Lieblings-Ablenkung während der Arbeit: YouTube-Schatzkammer kuratieren
Das höre ich, wenn ich allein im Büro bin: Extrem verschieden, von „Dark Academia Jazz“ über „Balkanpop“ und Björk bis Soul & Funk Classics.
Heute vor 20 Jahren hast Du die Firma Spielplan4 ins Leben gerufen. Was war der damalige Unternehmensinhalt und wie hat er sich zu unserem heutigen Tagesgeschäft verändert?
Anfangs war es mehr oder weniger die Übersetzung meiner Freelancer-Tätigkeiten in den Bereichen Eventmanagement, PR und Künstlervermarktung in die organisatorische Form „Agentur“. Interessanterweise nannten wir das damals „Kultur GmbH“ und spielten auch mit dem Gedanken als Veranstalter von Konzerten aktiv zu werden. Es war schon ein recht naiv zusammengestellter Bauchladen, den wir damals unter der schicken Marke SpielPlanVier an den Start gebracht haben.
Wovor hattest Du bei dem Schritt in die Selbstständigkeit am meisten Angst? Und worauf hast Du dich am meisten gefreut?
Am meisten war ich davon begeistert, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen. Eine eigene Marke, ein eigenes Unternehmen, das möglichst viele kreative Ideen für…ja, für wen eigentlich zur Verfügung stellen sollte. Angst hatte ich erstaunlicherweise gar nicht. Das war aber auch ein Teil des Problems der ersten Monate und Jahre: Wir haben – wie man das ja heute oft als Forderung hört – einfach gemacht. „Einfach machen“, diesen Slogan empfinde ich heute als ausgesprochen naiv, ja geradezu dämlich. Und er hat mich an vielen Stellen und noch lange Zeit viel Geld gekostet. Ein bisschen mehr Vorsicht und selbstkritisches Denken, zum Beispiel über laufende Kosten und die Risiken des Projektgeschäfts, das wäre schlau gewesen.
Was hast Du nach dem Notar-Termin gemacht, als Du die Firma eingetragen hast?
Ich weiß es ehrlich gesagt nicht mehr genau. Ich schätze aber, wir sind Essen gegangen und haben auf die Gründung angestoßen. Was man halt so macht. (lacht).
Bereust Du etwas in den 20 Jahren?
In der Summe bereue ich die Entscheidung nicht, als Unternehmer selbstständig zu sein und das entsprechende Risiko zu tragen. Natürlich macht man im Laufe eines Unternehmerlebens ständig Fehler. Der bessere Begriff ist aber der Irrtum. Der schließt in meiner Definition nämlich das Bewusstsein ein, dass man sich irren kann und darf, um daraus zu lernen. Fehler hingegen, sollte man vermeiden. Wer zu viele macht oder die gleichen Fehler wiederholt, der kommt nicht weit. Wir haben uns also am Anfang krass vorangeirrt, inzwischen, nach zwei Jahrzehnten, irren wir uns im Team schon etwas gezielter. Und haben als Teil unseres Teamworks sowohl Fehler als auch Irrtümer enttabuisiert, indem wir sie in spielerischer Weise besprechen.
Was hättest Du so, wie es jetzt ist, nicht erwartet? Wunderst Du dich über etwas?
Ehrlich gesagt: Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, was ich vor der Gründung erwartet habe. Vielleicht so etwas Naives, dass – wenn man meine Ideen mit der tollen Organisationsform und der Infrastruktur einer Agentur kombiniert – nichts unmöglich ist. Der Slogan „Nichts ist unmöglich“ ist aber ähnlich unsinnig wie „Einfach machen“.
Wundern tut mich so richtig nichts, es ist ja nicht so, dass wir in normalen Zeiten gigantische Wachstumssprünge oder Innovationsschritte machen. Man kraxelt so langsam über einen Berg, dann über den nächsten und mit der Zeit wird die Ausrüstung besser, die Fitness, das Geschick. Und dann gewinnen die Menschen Vertrauen in das, was man tut: Mitarbeiter genauso wie Kunden und nicht zu vergessen unsere Leistungspartner.
Tatsächlich korrigiere ich mich gleich wieder: Dass wir heute, drei Jahre nach dem Ausbruch von Corona so da stehen wie wir da stehen, vielleicht auch, dass es uns überhaupt gelungen ist, die Pandemie zu überleben, das ist schon ein kleines Wunder. Für das wir aber auch sehr viel getan haben.
Was ist genau so eingetroffen, wie Du es Dir vor 20 Jahren gewünscht hast
Dass wir heute Events mit hohem, inhaltlichen Anspruch in ganz Deutschland machen, das hatte ich mir wahrscheinlich bei der Gründung schon erhofft. Aber nach einigen Jahren war ich eher desillusioniert und habe zu mir selbst gesagt: Dass, was man da im Netz und in Fachzeitschriften sieht, das werden wir hier in und aus Freiburg nie schaffen. Doch das hat sich jetzt – würde ich sagen – gedreht. Wir können mit den Großen spielen, ob hier in der Region oder im ganzen deutschsprachigen Raum.
Die meisten Dinge, die uns heute einzigartig machen, könnte man sich im Nachhinein, mit ganz viel Storytelling, so konstruieren, dass das Ergebnis ja so kommen musste. Aber das ist Quatsch. Der Markt, die Kunden, die Rahmenbedingungen haben uns erzogen zu Dingen wie virtuellen Events, der Content-Manufaktur und dem gerade entstehenden Consulting-Bereich.
Und wenn es eine Weisheit gibt, die ich jungen Unternehmerinnen und Unternehmern – sogar ungefragt – mitgeben würde: Stellt den Kunden bei allem was Ihr tut in den Mittelpunkt. Wenn Ihr den Kunden nicht versteht, läuft alles Bemühen ins Leere.
Was hält Dich bei Rückschlägen am Ball?
Inzwischen die Erfahrung, dass dieses Auf und Ab zum Unternehmer- und Agenturleben dazugehört. Dazu genug Selbstbewusstsein, dass wir tatsächlich in der Lage sind mit Spiel (Ideen, Kreativität, Überraschung) und Plan (Organisation, Logistik, Struktur) komplexe Kommunikationsprobleme so zu lösen, dass es für unsere Kunden echte Wertschöpfung bedeutet. Alles andere ist Schnickschnack, Event-Mode, Marketing-Geschwätz. Wir wollen wissen, was der Kunde wirklich für seine Kunden und Mitarbeitenden erreichen will – und das können wir inzwischen auch versprechen.
Zurück zur ursprünglichen Frage: Sport, Freunde, Kultur und „sinnlose“ Hobbies helfen auch dabei, die richtige Balance zu finden. So dass man nach ein paar Tagen auch die seltene Absage, eine organisatorische Panne oder einen anstrengenden Konflikt wegsteckt und etwas Positives daraus macht.
Was bringt Deine Augen zum Leuchten?
Naheliegender Weise sind das schon die Momente, wenn wir mit eigenen Augen, Ohren, allen Sinnen erleben, dass Kommunikation gelingt – und wir das wahrscheinlicher gemacht haben. Das können Event-Momente sein, aber auch die Premiere eines Films, eine gelungene Präsentation, eine gefeierte Rede oder der Launch eines neuen Podcasts oder einer Website.
Aber Moment, eigentlich ist für mich inzwischen das Schönste, wenn ich sehe, wie meine – ja alle jüngeren – Kolleginnen und Kollegen eigenverantwortlich wirksam werden. Wenn sie stolz auf eigene Projekte sind. Wenn ich sie im Dialog mit Kunden und Leistungspartnern erlebe – und sie mich eigentlich immer weniger brauchen. Ja, das ist es. Und das ein oder andere Mal, kann ich ja dann doch noch mal etwas beitragen, sei es durch 20 Jahre Erfahrung oder dadurch, Hindernisse aus dem Weg zu räumen, so dass sie noch besser arbeiten können.
Privat bringen meine Augen der Kontakt und gute, lange Gespräche mit klugen Menschen zum Leuchten. Ich habe das Gefühl, dass ich dadurch am meisten lerne.
Was löst Stress in Dir aus?
Ein ehemaliger Kollege meinte ja, man soll das Wort „Stress“ einfach durch den Begriff „Schwung“ ersetzen. Na, ich weiß nicht, ob das ein Rezept für alle ist. Ich mag positiven Stress, im optimalen Fall den „Flow“, das heißt mit Begeisterung, leicht überfordert, aber voll fokussiert an einem echten Problem arbeiten. Und dann zwischendurch auch mal eine Pause machen, genug schlafen, abschalten, lesen, sich mit der Familie austauschen.
Als unangenehm empfinde ich es, wenn ich den Überblick verliere, also wenn zu viel auf einmal auf einen einprasselt und man nur noch reagiert oder merkt, wie einem Termine und Ziele entgleiten. Dann habe ich meistens zu wenig delegiert oder – noch öfter – mir viel zu optimistisch viel zu viel vorgenommen. Was mir vorschwebt, ist, noch lange viele Stunden und Tage in der Woche zu arbeiten, aber immer weniger fremdbestimmt und operativ.
Wenn Du eine Million Euro zur freien Verfügung für ein Event Deiner Wahl hättest, was würdest Du veranstalten?
Das mag jetzt blöd klingen, aber mit einer Million ist man ja immer noch ganz schön eingeschränkt. Also, eine Fernseh-Sendung oder einen Stadion-Event kriegt man dafür heute ja nicht. Und was die kreative Herausforderung betrifft: Die wächst ja eigentlich, wenn man mit kleinen Mitteln etwas ganz Besonderes, Unvergessliches hinkriegen soll.
OK, aber natürlich könnte man mit 1 Million Euro etwas wirklich Tolles machen. Allerdings nur, wenn man eines der oben genannten „echten Probleme“ hätte. Sonst ist es ja dekadentes Geldverbrennen oder „sinnlose Bespaßung“, wie wir sagen würden.
Also wäre die Challenge, mit der Million eine Charity-Veranstaltung auf die Beine zu stellen, bei der wir und unsere Partner vom Caterer bis zum Künstler ordentlich bezahlt würden und außerdem 10 Millionen Euro für einen guten Zweck eingespielt würden.
Wer das also liest, der kann sich gerne melden – und neben dem Geldkoffer, Scheck oder Online Banking-Tool auch gleich einen großartigen guten Zweck mitbringen.
Und hier gibt es noch ein paar mehr Fragen in Video-Form: