Multi-
Format-
Events
Multi-Format-Events
Nein, das ist nicht unsere Erfindung. Eigentlich predigen das Pädagogen und Dramaturgen schon seit ewigen Zeiten gebetsmühlenartig: Der Mensch braucht Abwechslung. Der Mensch lernt besser, wenn man Medien, Räume und Aktivitäten variiert. Wenn Inhalt und Form sich verändern. Das heißt eben nicht, dass irgendein „traditionelles“, über Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte erprobtes Format gar nicht mehr in Frage kommt.
Allerdings gibt es einige Prinzipien, denen wir als Konzeptioner, Drehbuchautoren und Regisseure folgen. Unbeeindruckt von Moden, Trends und dem Bullshit-Bingo der Kommunikations-Branche. Was die Nutzung und Kombination von Event-Formaten betrifft, habe ich diese hier mal in Form einer Vermeidungsstrategie aufgelistet.
In Routine und Erwartbarkeit sterben – so geht’s:
- Der Teilnehmer weiß von Anfang an ganz genau, was ihn erwartet – weil er es schon letztes Mal erlebt hat
- Die Teilnehmerin erlebt eine Abfolge von identischen, erwartbaren Programm-Segmenten, z.B. A-B-A-B-A-B
- Alle Event-Formate sind „one-to-many“, frontal. Die Teilnehmer erstarren in Passivität
- Zu viel Sprache, zu viel Text, zu viel Informationen. Die Teilnehmer sind überfordert, verwirrt, schalten ab
- Als Teilnehmerin verharren sie lange an einem Ort, in einer Sitz- oder Stehposition
- Die Teilnehmer erfahren Ergebnisse. Statt sich einbringen zu können, sind sie Informations- und Befehlsempfängerinnen
OK, es reicht, oder?
Warum erlebt man so oft das große Gähnen?
Ja, warum gibt es eigentlich immer noch so viele Tagungen, Meetings und Konferenzen, die ein 0815-Modell in Sachen Event Flow und Dramaturgie so wie oben beschrieben in die Tat umsetzen? Haben die Verantwortlichen denn noch nie die Schmerzen gespürt, die ein nicht enden wollender Rede-Marathon, eine epische Powerpoint-Schlacht oder eine in Skript-Harmonie absaufende Podiumsdiskussion bei ihrem Publikum verursachen?
Wir haben das mit dem Agentur-Team im Dialog mit unseren Kunden analysiert, hier die drei Hauptgründe, warum vieles oft beim Alten bleibt:
- Risiko-Aversion, sowohl bei den Event-Verantwortlichen als auch bei den finalen Entscheidern: „Wir machen lieber die sichere Nummer – das hat bisher ja immer gut geklappt
- (Denk-)Faulheit: Den Entscheidern fehlt schlicht und einfach die Fantasie oder die Zeit, diese zu entwickeln. Wenn es dann heißt „Das kann ich mir nicht vorstellen, dass das funktioniert“, dann liegt der Ball allerdings auch bei den Eventprofis. Die sind zu oft nicht überzeugungsstark genug. Es ist halt auch gar nicht so einfach, neue Erlebnis-Formen zu präsentieren und ihre Wirkung zu vermitteln
- Konzeptions- und Umsetzungsaufwand: Es ist zwar nicht zwangsläufig so, aber im Mittel dann doch, dass Innovation Geld kostet. Klar, der Volksmund sagt „Idee schlägt Budget“. Aber gute Ideen können schon mal ein bisschen dauern. Und wenn man nicht einfach den Regie- und Ablaufplan vom letzten, identischen Event aus der Agentur-Schublade ziehen kann, dann kostet das Neue Geld
Was ist das genau, ein Multi-Format-Event?
Wie eingangs erwähnt. Es liegt mir fern zu behaupten, die Idee „Multi-Format“ wäre außergewöhnlich originell. Natürlich gibt es schon zahlreiche Veranstalter und Agenturen, die außerhalb der Norm für individualisierte Lern-, Dialog- und Testräume sorgen.
Individualisierte Angebote. Variable Lernangebote. Möglichkeiten, Gespräch zu führen. Gelegenheiten, Dinge ausprobieren. Damit fängt es an, wenn wir über Multi-Format-Events sprechen.
Aber es geht weiter: Menschen wollen überrascht werden. Menschen wollen selber ihren Weg durch die Veranstaltungen wählen können. Menschen wollen wirklich individualisierte Lernangebote finden. Menschen wollen spontan mit anderen interagieren.
Wie immer: Alles beginnt beim Kunden
Merken Sie was: Es geht um den Menschen, dem Sie ein Erlebnis bieten wollen. Es beginnt wie immer bei der Frage, was dieser Mensch genau will. Und die Antwort darauf ist heute eben schwerer zu finden als in den Anfangszeiten der Live-Kommunikation.
Die Interessen sind vielfältig. Die Kulturen divers. Die persönlichen Vorlieben, Geschmäcker und Wünsche sind kaum zu fassen. Menschen lernen nicht nur alle ein wenig anders, sie sind von Glanz und Glamour der Medien verwöhnt und von ihren mobilen Endgeräten dauerabgelenkt. Kurz: Der Teilnehmer und die Teilnehmerin von heute sind schwer zu knacken und bei der Stange zu halten.
Multi-Format Events haben folgende konkreten Eigenschaften und damit ebenso konkreten Nutzen für den Teilnehmer:
- Angebote für alle Lerntypen: Wer schnell viel Information will, bekommt das in Kurzvorträgen, wer Vertiefung will, kann mit Impulsgebern in direkten Kontakt treten. Wer gerne ausprobiert, kann eine Methode unmittelbar anwenden, wer intensiven Austausch sucht, kann den im 1:1-Gespräch finden.
- Parallelität der Formate: Zeitgleich laufen verschiedene Module, so dass jede Teilnehmerin sich ihr ganz individuelles Programm zusammenstellen kann.
- Hybride Formen: Was früher zwei getrennte Welten waren, wird heute zu einem vielfältigen Mix aus analogen Vor-Ort-Formaten und virtuellen Elementen. Die Kunst dabei: Die ziemlich verschiedenen Erwartungshaltungen von reinen Online-Teilnehmern und Vor-Ort-Publikum gleichermaßen zu berücksichtigen.
Klingt kompliziert? Zugegeben: Multi-Format-Events sind planungsaufwändig. Aber eine halbtägige Veranstaltung mit Plenum und anschließenden 3-4 Formaten parallel ist kein Hexenwerk.
Eins sei abschließend bemerkt: Wir gehen nie vom Format aus. Bevor wir überhaupt über die Form der Veranstaltung, die Mechanik und Dramaturgie sprechen, gilt es immer zwei andere Punkte zu klären: Wen wollen Sie mit der Veranstaltung erreichen? Und welche Botschaft soll bei ihren Zielpersonen ankommen? Wenn das erarbeitet und festgehalten wurde, kümmern wir uns darum, auf welche Art wir die „Core Story“ so erzählen, dass sie lange hängenbleibt.
//FSt