
10 Fragen an Paul Löbbert – 20 Jahre Spielplan4

Name: Paul Löbbert
So lange schon bei Spielplan4: Seit dem 1.11.2015 bzw. offiziell festangestellt ab dem 1.1.2016, also sieben Jahre
Position: Creative Director (Konzeption & Text)
100% Spiel und Plan: 85% Spiel, 15% Plan
Meine Lieblings-Ablenkung während der Arbeit: YouTube Wormholes
Das höre ich, wenn ich allein im Büro bin: Apache207
Du bist vor sieben Jahren zu Spielplan4 gekommen. Wie kam es dazu?
Das war ganz lustig. Bevor ich angefangen habe zu studieren, habe ich keinen passenden Studiums- oder Ausbildungsplatz in Deutschland gefunden. Über meine Familie habe ich dann den Tipp bekommen: „Da gibt es den Florian Städtler in der Kartäuserstraße. Der macht Events. Frag den doch mal. Der weiß sicher was.“
Ich saß dann damals 2009 mit 19 Jahren in der Spielplan4-Küche und habe mich mit der damaligen Trainee unterhalten. Sie gab mir den Tipp: „Schau doch mal in Holland, da gibt es coole Hochschulen und Studiengänge auf Englisch“. Gesagt, getan. Ich habe mich in Holland für International Leisure Management beworben, vier Jahre dort studiert und hatte nach meinem Studium Anfang 2015 dann den perfekten Aufhänger für meine Initiativ-Bewerbung bei Spielplan4. Es war auch eine meiner ersten Bewerbungen, in der ich den Fokus wirklich auf Konzeption und Text gelegt habe. Da Florian auch schon immer ein Faible für Inhalte, Konzepte und Texte hatte, kam das glaube ich auch im Bewerbungsgespräch ganz gut an.
Erstmal habe ich dann zwei Monate als Freiberufler für Spielplan4 gearbeitet. Das hat dann so gut funktioniert, dass daraus eine Festanstellung wurde. Das war vor 7 Jahren ?
Das Spielplan4-Jubiläum steht unter dem Motto SicherAnders. Inwieweit gehst du deine Arbeit anders an – also ausgefallen, ungewöhnlich oder besonders kreativ?
Eine gute Idee zu haben, auf der dann ein ganzes Konzept basiert ist nicht wirklich planbar. Ob es um Event-Konzepte, den Sprechertext für einen Film oder die Findung eines Mottos/einer Headline geht, ist dabei eigentlich egal. Zwar kann man hierfür gute Rahmenbedingungen schaffen, aber wann und wie diese eine Idee dann kommt, kann man nie genau sagen.
Beim Schreiben arbeite ich viel mit Assoziationen, suche Synonyme, tauche in Wortwelten ein, lese Artikel und schaue Videos zu bestimmten Themen. Ich (über-) lade mich mit dem Thema oder den Thematiken, um die es geht. Ein bisschen Inspiration habe ich von Steven Kotler, der sich viel mit dem Geheimnis des Flows beschäftigt, also mit dem Zustand, in dem dann alles wie von selbst zu laufen scheint. Nach dem Überladen mit Informationen versuche ich das Thema dann loslassen und etwas ganz anderes zu machen, was nichts mit dem Thema zu tun hat und im besten Fall noch motorische Areale im Gehirn aktiviert, das kann zum Beispiel Sport machen oder Gartenarbeit sein. So lässt man das Unterbewusstsein an dem Thema arbeiten. Grade, wenn ich dann mit etwas ganz anderem beschäftigt ist, kommt sie dann oft, diese eine Idee. Das sind dann auch die Momente, wenn Leute sagen „ich habe die besten Ideen unter der Dusche“. In der Ideenfindung braucht es für mich diesen einen Gedanken, einen Ansatz, eine Idee, um loszulegen, an dem halte ich mich dann fest und dann flowt der Rest oft wie von selbst. Deshalb passt der Begriff der „zündenden“ Idee auch. Naja, so oder so ähnlich funktioniert das für mich. In Wirklichkeit ist es eben nicht planbar und läuft immer anders.
Wo gehst bei deiner Arbeit du auf Nummer sicher? Wo bewegst du dich auf alt-bewährten Wegen und verlässt Dich auf Erfahrung und Routine?
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man um jemand anderem – oft dem Kunden – ein Konzept oder eine Idee verständlich zu machen oft dieselben aufeinander folgenden Schritte erklären muss. Das haben Florian, Werner Englert und ich vor über 5 Jahren einmal im Creative Club, unserem Konzeptions-Jour Fixe, erarbeitet und für uns festgehalten. An diesem hauseigenen Konzeptionsmodell “hangele” ich mich in 7 Schritten zu einem verständlichen und runden Konzept – von der Herleitung, also einem Prolog über eine Kernidee und einem Motto/einer Headline zur Inszenierung und zum Storytelling. Wie das Modell, unsere Seven Steps To Heaven, genau funktioniert, bleibt natürlich ein Spielplan4 Betriebsgeheimnis 😉
Was sind die Top 3 Spielplan4-Erlebnisse, an die du gerne zurückdenkst?
2016 – die LEGO Idea Conference. Hier durfte ich eine befreundete Agentur sowohl in der inhaltlichen Vorbereitung der Workshops als auch vor Ort bei der Umsetzung unterstützen. So früh und aus Freiburg heraus etwas für LEGO machen zu können, hätte ich davor nicht gedacht.
2017 – das 150. Jubiläum der Volksbank Freiburg war ein konzeptionelles Feuerwerk. Ein Kunde, der sich echt getraut hat Dinge anders zu machen. Dass die Durchführung dann auch noch on point funktioniert hat, war richtig beflügelnd.
2019 – das zweite work-X Festival auf Zollverein in Essen. Eine wahnsinnig coole Location. Der Look & Feel war genauso ausgefallen und eindrucksvoll, wie die inhaltlichen Impulse.
Was hättest Du so, wie es jetzt bei Spielplan4 ist, nicht erwartet? Wunderst Du dich über etwas?
Spielplan4 ist meine erste feste Anstellung. Die Erfahrungen, die ich hier gemacht habe, haben meinen Blick auf die Arbeitswelt natürlich sehr geprägt und auch dazu geführt, dass ich heute noch dabei bin.
Davor habe ich mir wenig Gedanken darüber gemacht, was sinnvolle und sinn-stiftende Arbeit für mich ist. Ich hatte eher noch die Idee von der Karriereleiter im Kopf, die man immer weiter hinaufklettert, bis man sich dann die Villa mit Pool und Porsche leisten kann. Ich arbeite, seitdem ich 13 Jahre alt bin eigentlich durchgehend. Ob Zeitungen austragen, Regale im Supermarkt auffüllen, in der Klinik putzen oder in Restaurants/Bars kellnern, irgendetwas habe ich immer gemacht. Bei all diesen Nebenjobs habe ich mich morgens beim Aufstehen nie auf die Arbeit gefreut. Es war eine einfache Rechnung: Zeit gegen Geld.
Durch meine Arbeit hier habe ich für mich gelernt, dass es bei der Arbeit um andere Dinge geht. Mit meiner Arbeit glücklich zu sein, ist viel wichtiger, als ich es davor dachte. Schließlich verbringe ich an manchen Tagen mehr Zeit damit als mit der Familie oder mit Freunden.
In erster Linie sind es für mich die Menschen, mit denen man jeden Tag arbeitet. Die Möglichkeit zu haben, dem Team (inklusive Chef) seine Meinungen, Ideen oder auch Kritik äußern zu können, ist essenziell. Wahr- und ernstgenommen zu werden steht für mich ganz oben, sowie zu wissen, dass Konflikte sachlich und professionell und niemals persönlich ausgetragen werden. Dabei spielt Vertrauen eine große Rolle. Wenn ich dazu noch kreativ frei sein kann, Verantwortung trage und die Ergebnisse meiner Arbeit sich im Großen Ganzen widerspiegeln, bin ich echt glücklich und denke gar nicht mehr an die Villa mit Pool und den Porsche.
Was machst Du, wenn Du am Schreibtisch mal einen schlechten Tag hast?
Wenn es beim Schreiben einfach nicht richtig läuft ist das Album „Berlin Calling“ von Paul Kalkbrenner mein Geheimrezept. Das treibt an. Auch wenn es viele verschiedene Songs sind, verschwimmen die Grenzen zwischen Tracks und es wird eine einstündige musikalische Reise. Das ist für mich auch eine gute Zeitspanne zum Schreiben-in-einem-Rutsch. Auch ein paar Dartpfeile zu werfen, kann Wunder bewirken.
Wenn mich irgendetwas beschäftigt oder mir etwas nicht aus dem Kopf geht, wird der Rat von meinen – in jeder Lebenslage kompetenten – Kolleg*innen ersucht.
In den seltensten Fällen, also wenn es wirklich gar nicht mehr geht und man alles probiert hat, finde ich sollte man den Tag einfach beenden, um am nächsten Tag wieder frisch dran zu gehen.
Was bringt Deine Augen zum Leuchten?
Meine Tochter jeden Morgen.
Was löst Stress in Dir aus?
Wenn Kommunikation nicht funktioniert. Zum Beispiel, wenn ich mitkriege, dass Menschen aneinander vorbeireden, sich gegenseitig nicht zuhören/verstehen und sich deshalb immer weiter hochschaukeln und ich daneben sitze. Ich habe dann immer das Gefühl moderieren oder vermitteln zu müssen. Manchmal funktioniert das gut, manchmal ist das aber auch nicht meine Rolle und ich muss mich etwas zurücknehmen.
Wenn Du eine Million Euro zur freien Verfügung für ein Event Deiner Wahl hättest, was würdest Du veranstalten?
Eine riesige Block-Party, also ein Hip-Hop-/R&B- Festival mit Acts und DJs aus den späten 90ern und frühen 00er-Jahren. Es gibt jede Menge 90er Trash-Partys, bei denen dann die Backstreet Boys und Blümchen hoch und runter gespielt wurden. Aber aus dieser Richtung gibt es – zumindest in Freiburg – eher wenige. Ich bin mit dieser Musik groß geworden und vermisse das ein bisschen. Die Block-Party muss natürlich draußen sein, es braucht ein überragendes Barbecue, jede Menge Lounges und verschiedene Dancefloors. Ein Mini-Festival, das um 12 Uhr mittags startet und bis in die Nacht geht.
Oder ein Streetart Festival. Das geht dann ein ganzes Wochenende und findet über ein ganzes Stadtviertel verteilt statt. Danach sieht das ganze Stadtviertel dann um einiges bunter und lebendiger aus. Nice wäre es auch, lokale Künstler mit internationalen Größen kollaborieren zu lassen. Das Kulturaggregat hier in Freiburg macht solche Aktionen manchmal, die würde ich auf jeden Fall ins Boot holen.
Sag‘ Danke an 3 Personen (die nicht Deine Kolle*innen sind).
Danke an Werner Englert. Die vielen gemeinsamen Creative Clubs haben mich sehr geprägt. Danke für viele außergewöhnliche Perspektiven.
Danke an unseren ehemaligen Azubi Joel für deine Freundschaft und einige unvergessliche Duelle Dart. Und dafür, dass ich dank dir endlich meine Rap-Skills auf einem Track zeigen konnte. ?
Danke an Max Weber von cinegrapher dafür, dass du mir die Welt des Films gezeigt hast und ich Teil von Top-Produktionen sein konnte, die ich mir auch heute noch wahnsinnig gerne anschaue. Auf viele weitere!
Hier gibt es noch drei weitere Fragen an Paul – In Videoform!