12 Fragen an Christina Fritsch
Liebe Ina, du bist Projektleiterin für das Convention Bureau und für die MICE-Abteilung der FWTM. MICE steht für Meetings, Incentives, Conferences und Exhibitions. Und als Convention Bureau seid ihr die zentrale Informationsquelle und Beratungsstelle rund um MICE-Fragen – für lokale Partner und Institutionen, aber eben vor allem für Interessierte von außerhalb, die mit ihrer Veranstaltung nach Freiburg kommen wollen.
MICE – dieser Fachbegriff besteht aus vier Elementen: Meetings, Incentives, Conferences und Exhibitions. Welche Bedeutung haben die einzelnen Bausteine für Freiburg?
Wir sind in der guten Lage alles anbieten zu können: Von großen Kongressen, Messen und Events bis hin zu entspannten Incentives im Grünen.
In welchem der vier Bereiche siehst Du das größte Wachstumspotenzial?
Große B2B-Kongresse, da hier der Standort Freiburg noch für viele unbekannt ist. Gerade zwischen Januar und März sowie im November bieten die Hotels gute Preise und die Messe ausreichend Kapazität.
Der Bereich Messen (Exhibitions) hat sich nicht erst seit Corona stark verändert. Welche Veränderungen beobachtest Du an diesem speziellen Markt?
Die Kosten sind auf Geschäftsebene, wie auch im Privaten, stark angewachsen. In Deutschland hat das Angebot, digitale Veranstaltungen durchzuführen, stark zugenommen. Im internationalen Vergleich hingegen, war das schon lange im Einsatz. Für Veranstalter sind gerade hybride Veranstaltungen sehr teuer – für die Teilnehmer hingegen eine Möglichkeit der Flexibilität. Die Kosten und Zeitersparnis sind für Teilnehmer hierbei durchaus attraktiv. KI wird in Zukunft auch immer mehr eine zentrale Rolle einnehmen, was nichts mit Corona zu tun hat, aber mit dem Zahn der Zeit.
Was bedeutet das für den Messe-Standort Freiburg?
Wir müssen uns den Trends bewusst sein und mitgehen. „Wir haben das schon immer so gemacht“ wird was Nachhaltigkeitsthemen, Digitalisierung etc. angeht, nicht mehr lange funktionieren.
Auch die Fortschreibung unseres Tourismuskonzeptes, das in diesem Jahr vom Gemeinderat verabschiedet wurde, hilft uns im MICE-Bereich, uns zukunftsorientiert und erfolgreich auszurichten. Ich freue mich auch gerade für unsere Messekollegen*innen, dass gerade wichtige Investitionen getätigt werden, die uns gut für die Zukunft aufstellen.
Warum betreibt eine mittelgroße Stadt wie Freiburg überhaupt eigene Messen, wie die Plaza Culinaria, die Caravan Live und die Frühjahrs- und Herbst-Mess?
Ein Veranstaltungsort in dieser Größe bietet nicht nur im B2B Möglichkeiten, sondern auch für Bürger der Stadt einen Mehrwert. Die ehemalige Stadthallte ist nicht mehr in Betrieb und somit können auf unserem Gelände B2C- aber auch B2B- Veranstaltungen sehr gut stattfinden.
Wie haben sich die Messe-Aktivitäten in Freiburg in den letzten Jahren entwickelt, und welche Faktoren haben diese Entwicklungen maßgeblich beeinflusst?
Das Angebot ist so vielfältig und groß geworden, dass die Teilnehmenden sich sehr gezielt die Veranstaltungen aussuchen, an denen sie teilnehmen möchten. Auch die Reiserichtlinien haben sich in den letzten 4 Jahren bei den Unternehmen stark verändert. Mit B2B-Veranstaltungen hängen wir direkt an der „Gesundheit“ der Wirtschaft dran. Auch im B2C-Geschäft suchen sich die Gäste ganz genau aus, wo sie Geld ausgeben und die Eventisierung – das Besondere – steht im Vordergrund. Veranstaltungen müssen sich mehr denn je und auch schneller der Wirtschaft und Gesellschaft anpassen.
Wie versucht Ihr, Freiburg als attraktiven Konferenz-Standort (noch) populär(er) zu machen?
Wir nehmen an inter/-nationalen Messen und Kongressen teil, entweder als Aussteller oder aktive Teilnehmer. Wir halten extern Vorträge über den MICE-Standort Freiburg und fokussieren uns bei der Marktbearbeitung. Auch in der Fortschreibung des Tourismuskonzepts nimmt der MICE-Bereich eine zentrale Rolle ein.
Wo hat Freiburg Standortvorteile? Wo sind andere Destinationen vorn?
Unsere Branchenkompetenzen, die Nähe zur Schweiz und Frankreich sowie die kurzen Wege ins Grüne können nicht viele bieten. Andere Destinationen wie München und Berlin werden mit Deutschland viel eher mit Veranstaltungen in Verbindung gebracht – auch medial. Was Freiburg im Leisure-Bereich, also Tourismus und Freizeit, auf die Beine gestellt hat, bietet im MICE-Bereich noch viel Potenzial.
Wie integriert Ihr das Thema Nachhaltigkeit und wie wichtig ist dieses Thema für Kunden und Aussteller?
Ich komme nochmals auf unser Tourismuskonzept zurück. In diesem Konzept wurden 37 Schlüsselprojekte definiert, die durchweg das Basisthema Nachhaltigkeit beinhalten. Freiburg platziert seit den 70er-Jahren das Thema Nachhaltigkeit in der Stadt, aktuell sind wir noch Vorreiter und pflegen dieses Image.
Wir dürfen uns hier aber nicht zurücklehnen, sondern müssen stetig voranschreiten. Ich freue mich daher auch, dass wir seit diesem Jahr eine Nachhaltigkeitsmanagerin bei der FWTM haben, die abteilungsübergreifend tätig ist.
Um auch außerhalb unserer Firma tätig zu sein, bespielen wir das Thema bei innerstädtischen Netzwerkveranstaltungen aber auch bei Educational Trips von potenziellen Veranstaltern für Freiburg. Wichtig ist hierbei auch die Partner Freiburgs zu kennen, die nachhaltig agieren und entsprechende Produkte anbieten.
Wir müssen die Zeit jetzt nutzen, uns gut aufzustellen, dass wir Lösungen und Angebote parat haben, wenn mehr und mehr Kunden anfragen.
Wie messt und bewertet Ihr den Erfolg Eurer MICE-Aktivitäten, und welche Kennzahlen sind dafür am wichtigsten?
Aktuell können wir keine Zahlen der Destination Freiburg erfassen, da es kein Tool gibt, worüber alle Veranstaltungen der Stadt erfasst werden. Wir im Convention Bureau erfassen jährlich die Anfragen, die unser Büro erreichen sowie die Messekontakte auf unseren Einsätzen.
Möchtest Du eine Anekdote teilen, bei der Du oder Ihr als Team ganz schön ins Schwitzen gekommen seid?
Ich bin seit 5 Jahren wieder zurück in der Heimat. Seither ist außer Corona – und dieses Wort wollte ich vermeiden – nichts passiert, was uns ins Schwitzen gebracht hat.
P.S: Ich habe sehr oft die Begrifflichkeit „Tourismuskonzept“ erwähnt. Wer sich näher damit auseinandersetzen möchte sowie mehr über den Prozess und das Konzept (pdf) erfahren möchte, findet es hier: https://www.freiburgtourismus-partnerportal.de/tourismus/tourismuskonzept-freiburg
Vielen lieben Dank, Ina! 🙂
Ich danke euch!!!!